Weihnachten in Europa ist so vielfältig wie der Kontinent selbst. Zahlreiche Länder und Kulturen prägen Europa. Da ist es kein Wunder, dass das Weihnachtsfest auch ganz unterschiedlich gefeiert wird. Wenn du im Ausland studierst oder arbeitest und in deiner Wahlheimat Weihnachten feierst, fragst du dich vielleicht, wie das Fest hierzulande begangen wird. Schließlich willst du ganz in die Kultur deiner neuen Heimat eintauchen. Damit du dich auf das größte Fest des Jahres einstimmen und vorbereiten kannst, haben wir für dich einen Überblick zusammengefasst, wie Weihnachten in verschiedenen Ländern Europas gefeiert wird.
Gemeinsam haben alle europäischen Kulturen, die das Fest begehen, dass an Weihnachten Christi Geburt gefeiert wird. Das Fest ist also ein christlich religiöses. Teilweise sind ältere, vorchristliche Winter- und Lichtbräuche hinzugekommen. Rund um den 24. Dezember entstanden im Laufe der Zeit etliche Bräuche und Sitten. Welche Bräuche Weihnachten in Europa prägen, lest ihr im Folgenden:
Weihnachten im deutschsprachigen Raum
Die Weihnachtszeit startet mit dem Advent, der am vierten Sonntag vor dem Weihnachtsfest beginnt. Symbolisch wird der Advent mit dem Adventskranz dargestellt. Auf diesem sitzen vier Kerzen, die erste Kerze wird am 1. Advent, also vier Wochen vor Weihnachten gezündet, diese und eine zweite Kerze am 2. Advent, also drei Sonntage vor Weihnachten etc. Am vierten Advent brennen dann vier Kerzen. Besondere Freude bereitet den Kindern der Adventskalender, oft gespickt mit Schokolade oder anderen Kleinigkeiten. Jeden Tag wird ein Türchen des Kalenders geöffnet, damit das Warten auf das Christkind nicht so lange dauert.
Das Christkind kommt übrigens vor allem in Österreich, während in Deutschland und der Schweiz der Weihnachtsmann die Geschenke bringt. Typisch österreichisch sind auch Nikolaus und Krampus, die am 6. Dezember Kindern kleine Geschenke bringen. Der Krampus ist zwar ursprünglich für die Bestrafung unartiger Kinder zuständig, doch dies wird in der Regel so nicht praktiziert. Auch in einigen Gegenden der Schweiz hat der Sankt Nikolaus eine strafende Figur dabei, den Knecht, auch Schmutzli oder Butzli genannt.
Weihnachten selbst wird im deutschsprachigen Raum besinnlich gefeiert. Vielerorts geht man am Weihnachtsabend in die Kirche zur Weihnachtsmesse. Das Weihnachtsmenü fällt mal üppig aus, mal eher spärlich. Beliebt sind Fondue, Karpfen oder Gans, mancherorts bleibt das Menü mit Würstchen und Brot eher bescheiden. Plätzchen und Lebkuchen sind aber fast überall fixer Bestandteil am Tisch. Nicht fehlen darf auch der Christbaum, der im Lied „Oh Tannenbaum“, sogar besungen wird und seinen Ursprung im Mittelalter hat. Seitdem ist der immergrüne Baum, geschmückt mit Lichtern, Lametta und Christbaumkugeln, viel weiter verbreitet, als nur in Mitteleuropa. Die Geschenke werden meist unter den Christbaum gelegt. Am späten Nachmittag des 24. Dezembers findet dann die sogenannte Bescherung statt, bei der die Geschenke ausgetauscht werden.
England: Party zu Weihnachten
In England bringt der Father Christmas in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember die Geschenke (Christmas Eve). Er packt sie in die dafür aufgehängten Strümpfe. Während dem Weihnachtsessen am Weihnachtstag am 25. Dezember mit Freunden und Verwandten setzen die Engländer Partyhütchen auf und lassen Knallbonbons platzen. Es gibt Fisch, Truthahn, Rindfleisch, Würstchen oder Gans und zum Nachtisch Minzkuchen oder einen traditionellen Weihnachtspudding (Plumpudding) mit reichlich Alkohol darin. Besinnlich sind die „christmas carols“, Weihnachtslieder, die schon in der gesamten Vorweihnachtszeit gesungen werden. Was wir aus vielen Hollywood-Filmen kennen, ist auch in Großbritannien und Irland Brauch: Der Mistelzweig. Dieser wird an der Decke befestigt. Wer darunter steht, darf geküsst werden. In England wird zu Weihnachten außergewöhnlich viel ferngesehen. Der 25. Dezember (Christmas Day) ist für manche Fernsehstationen der quotenreichste Tag des Jahres.
Frankreich: Wo der Weihnachtsmann die Stiefel füllt
In Frankreich wird an Weihnachten üppig gegessen. Aufgetischt werden Truthahn, Hummer, Muscheln oder Pasteten. Dazu gibt es oftmals Maronen. Auch in Frankreich wird das Fest vorwiegend mit der Familie gefeiert und man besucht an Heiligabend die Mitternachtsmesse in der Kirche. Der französische Weihnachtsmann heißt „Père Noël“. Er trägt einen langen roten Mantel, eine Zipfelmütze und bringt die Geschenke. Die Kinder stellen am Abend des 24. Dezember ihre Schuhe für Père Noël bereit, wo er in der Nacht die Geschenke hineinlegt. Die Kinder in Frankreich müssen sich deshalb bis zum Morgen des 25. Dezember gedulden, bis sie ihre Päckchen öffnen dürfen.
Wie man „frohe Weihnachten“ in allen Amtssprachen der Europäischen Union sagt, liest du hier.
Griechenland: Geschenke gibt’s am 1. Januar
Am 24. Dezember ziehen die Kinder in Griechenland mit Trommeln und Glocken durch die Straßen. Dabei singen sie die so genannten „Kalanda“. Das sind Lobgesänge, die Glück bringen sollen. Dafür bekommen sie kleine Geschenke wie Feigen, Rosinen und süßes Gebäck. Zwölf Nächte lang lodern Weihnachtsfeuer. Sie werden zum Schutz vor den „Kalikanzari“ entzündet. Denn diese Kobolde treiben der Sage nach ausgerechnet zur Weihnachtszeit ihr Unwesen.
Die Weihnachtsgeschenke bekommen die Kinder erst am 1. Januar, dem Tag des Heiligen Basilius. An diesem Tag ertönen auch noch einmal die Kalanda. Dieses Mal tippen die Kinder dem Hausherr und dessen Frau mit einer Rute auf den Rücken. Weil auch das Glück bringen soll, werden die kleinen Sänger abermals mit Nüssen, Kuchen oder Geld belohnt. Als Weihnachtsessen gibt es oft gefüllten Truthahn. Sehr beliebt ist auch Melomakarona, ein bunter Nachspeisenteller mit Mandel- und Grieskuchen und verschiedenstem Gebäck. Am 1. Januar gibt es außerdem das Basiliusbrot. Darin wird eine Münze eingebacken. Wer die Münze findet, hat das ganze Jahr über keine Geldsorgen, so der Glaube.
Italien: Wo die Hexe fliegt
Zu Weihnachten in Europa zählt natürlich auch Italien. Hier werden die Kinder in einigen Regionen nicht vom Christkind am Heiligabend beschenkt, sondern von der guten Hexe „La Befana“, die erst am Dreikönigstag, also am 6. Januar, auf ihrem Besen von Haus zu Haus fliegt und braven Kindern Geschenke bringt, bösen allerdings nur Kohlestücke. An Heiligabend geht man in die Kirche und es wird kein Fleisch gegessen. Das Weihnachtsessen besteht aus Meeresfrüchten und Süßigkeiten wie „panettone“ – eine Art Kuchen – oder „torrone“, eine Spezialität aus Nougat.
Die Niederlande feiern Sinterklaas
In den Niederlanden wird die eigentliche Bescherung am Abend vor dem Nikolaustag, also am 5. Dezember, gefeiert. Schon während der Vorbereitungen treffen sich Frauen zum „Vergoldenstag“. Dabei dekorieren sie gemeinsam das Weihnachtsgebäck mit Flittergold. Der Nikolaus heißt hier Sinterklaas und seine Festzeit beginnt bereits drei Wochen vor dem 6. Dezember.
Der Nikolaus kommt mit einem großen Gefolge. Mit dabei ist auch ein schwarzer Mann, der Mohr Pieter. Er hat die Rute bei sich und ist sein Begleiter und Diener wie anderswo Knecht Ruprecht. Sankt Nikolaus wird überall feierlich empfangen. Abends werden dann die Geschenke verteilt. Die niederländischen Kinder stellen dem Schimmel, auf dem der Sankt Nikolaus reitet, Heu, Brot und Möhren bereit.
Weihnachten in Polen
Advent ist eine wichtige Zeit in Polen. Sternsinger wandern dann durch die Stadt und singen Weihnachtslieder. Der Heiligabend wird „Wagilia“ genannt. Vor dem Weihnachtsmahl fasten die Polen den ganzen Tag. Das Festmahl beginnt erst dann, wenn der erste Stern am Himmel aufgegangen ist.
Der wichtigste Bestandteil des Weihnachtsessens sind die Weihnachtsoblaten. Durch das Teilen dieser Oblaten soll Liebe und Güte symbolisiert werden. Um Mitternacht geht man zur Hirtenmesse, der so genannten „Pasterka““, in die Kirche.
Weihnachten in Portugal
In Portugal bringt der „Pai Natal“, also der Weihnachtsmann die Geschenke, mancherorts auch das Christ- oder Jesuskind. Bei einem Weihnachtsessen am späteren Abend wird traditionell der Eintopf „Cozido à Portuguesa“ oder Stockfisch gereicht.
Skandinavien feiert das Julfest
Das skandinavische Weihnachtsfest ist das Julfest. Zu diesem Fest wird Julbier gebraut und Julbrot gebacken. Der Weihnachtsmann heißt hier „Joulopukki“. Man erzählt außerdem, dass die kleinen Hausgeister, die Tomare, den Menschen, nicht nur im Laufe des Jahres, sondern auch in der Vorweihnachtszeit, hilfreich zur Seite stehen. Als Dank stellt man ihnen am Heiligabend einen süßen Milchbrei vor die Tür, denn man glaubt, dass ein versäumtes Dankeschön, der Familie Unglück bringt.
In Schweden wird der 13. Dezember besonders gefeiert: Ein weiß gekleidetes Mädchen, die Lussibrud (Lucienbraut) trägt einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf und weckt in der Familie die Schlafenden und bringt ihnen das Frühstück, zu diesem gehört auch das skandinavische Safranbrot.
Das gemeinschaftliche Saunabad am 24. Dezember ist eine finnische Besonderheit, zusammen mit dem "gebackenen Schweden", einem Festtagsgericht aus Schweinefleisch.
In Norwegen gibt es Weihnachtsprügel, an denen die Kinder großen Spaß haben. Dabei werden die Menschen mit Ruten aus dem Bett geholt. Am 13. Januar endet dann das Julfest in ganz Skandinavien.
Weihnachten in Spanien
Die Adventszeit in Spanien ist sehr besinnlich und ruhig. Die Fenster werden mit Kerzen geschmückt, die dem Jesuskind den Weg ins Haus zeigen sollen. Die Kinder bekommen ihre Geschenke erst am 6. Januar von den Heiligen Drei Königen. Zum Frühstück wird "el roscün de Reyes" gegessen. Am 5. Januar nachmittags ziehen die Karawanen der heiligen Könige durch die Straßen, winken und zeigen den Kindern, dass sie schon in der Stadt angekommen sind.
In Spanien ist es üblich, keinen Weihnachtsbaum, sondern eine Krippe aufzustellen. Heiligabend wird am 24. Dezember mit einem Abendessen für die ganze Familie gefeiert. Um Mitternacht findet in den Kirchen die so genannte Misa del Gallo statt. Am Weihnachtstag, dem 25. Dezember, isst man mit der Familie festlich zu Mittag. Es gibt viele Nachtische und Süßigkeiten, wie Weintrauben, Marzipan oder Turone.
Typisch für die spanische Weihnacht ist auch, um den Aguinaldo zu bitten. Die Kinder gehen auf der Straße zu Passanten und singen ihnen, begleitet von Tamburinen, Weihnachtslieder, um dann um den Aguinaldo zu bitten. Dazu drehen sie das Tamburin um, damit dort einige Münzen hineingeworfen werden.
Tschechien
Mit einem kleinen Glöckchen werden die Kinder in Tschechien zur Bescherung am Heiligabend gerufen. Es erklingt in den Familien nach einem langen Festmahl, bei dem - ähnlich wie in Polen - als Hauptgericht sehr gerne Fisch serviert wird, und zwar gebackener Karpfen. Vorher gibt es meistens die landestypische Erbsensuppe.
Weihnachten in Ungarn
In Ungarn gibt es eine sehr alte Tradition, die man auch bei seinen tschechischen und slowakischen Nachbarn findet: In der Weihnachtszeit werden in den Dörfern seit Jahrhunderten Hirtenspiele aufgeführt. Dieser uralte Brauch hat sich bis heute besonders in Siebenbürgen erhalten. Dort werden die Hirten nicht von Kindern gespielt, sondern von erwachsenen Männern, die Masken aus Tierhäuten tragen.
Am 24. Dezember bereiten die Eltern das Festessen zu, während die Kinder die Weihnachtskrippe machen und den Weihnachtsbaum mit Kugeln, Lichtern, Lametta und Pralinen schmücken. Nachdem der Baum geschmückt worden ist, findet die Weihnachtsbescherung statt, währenddessen singt die Familie Weihnachtslieder. Die Geschenke werden hier nicht vom Weihnachtsmann, sondern von Engeln gebracht. Zum Festessen gehören eine Fischsuppe, gebratener Fisch oder Pute.
TIPP: Im Blog Sinnesrausch findest du zahlreiche Bastel- und DIY-Anleitungen für die Weihnachtszeit.
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