Montmartre, das Künstlerviertel in Paris
Der Montmartre ist bekannt wie ein bunter Hund. Selbst wenn du noch nie in Paris warst, hast du ganz sicher von Montmartre schon gehört. Berühmt für den gleichnamigen Hügel, auf dem die schneeweiße Basilika Sacré-Cœur ruht, bietet das 18. Arrondissement nördlich der Seine viel mehr als natürliche Erhebungen und kirchliche Sehenswürdigkeiten. Montmartre ist die Wiege und der Schaffungsort vieler Künstler und einer der charmantesten Bezirke der französischen Hauptstadt. Was Goethe für Neapel empfand, verspüre ich ganz deutlich hier: „Montmartre sehen und sterben!“
Auf den Stufen des Pariser Hügels
Der Name Montmartre steht sowohl für den 18. Pariser Stadtbezirk, der 1860 aus drei eingemeindeten Dörfern entstand, als auch für die – mit 130 Metern – höchste natürliche Erhebung von Paris. Von dem Fuß des Hügels – gut erreichbar von der Metro-Station „Anvers“ aus – bis zu der berühmten Wallfahrtskirche auf dem Gipfel trennen den Besucher 237 Stufen. Die spanische Treppe in Rom ist mit 136 Stufen deutlich kürzer, aber nicht weniger bekannt.
Das Schöne an dem steilen Weg ist der unvergessliche Blick auf die Stadt: Jede Stufe bringt dich nicht nur der wunderschönen, zwischen 1875 und 1914 erbauten Basilika Sacré-Cœur näher, sondern enthüllt mehr und mehr von der Aussicht – vorausgesetzt, du drehst dich mal um. Wenn du es eilig hast, kannst du auch mit der Stadtseilbahn, der Funiculaire de Montmartre fahren - damit verkürzt du das Vergnügen allerdings auf ganze 1,5 Minuten.
Auf den Spuren der berühmten Künstler
Weitab von der heutigen Hektik des touristisch beliebten Stadtviertels lebten hier früher zahlreiche Künstler. Die damals dörflich anmutende Romantik der Gegend wirkte sicherlich wohltuend und inspirativ auf Maler, Bildhauer und Schriftsteller. Der wahre Grund der auffallend hohen Dichte an Kulturschaffenden waren allerdings die günstig angebotenen Quartiere. Heute ist der Montmartre kein günstiger Wohnort mehr, aber nach wie vor ein beliebter Schaffungsort vieler Künstler und Kunsthandwerker, die ihre Arbeiten auf dem Place du Tertre anbieten. Der Schatten der weltberühmten Meister - darunter Pablo Picasso, Henri de Toulouse-Lautrec, Vincent van Gogh oder Amedeo Modigliani, aber auch Guillaume Apollinaire – scheint die modernen Straßenkünstler nicht einzuschüchtern. Dicht gedrängt arbeiten heute etwa 300 Maler, Karikaturisten und Porträtisten auf dem Place du Tertre.
Einen besonders hohen künstlerischen Wert haben die wenigsten der angebotenen Werke, einen Unterhaltungscharakter aber sehr wohl. Besonders die zahlreichen Portraitkünstler, die in erstaunlicher Geschwindigkeit ihre Karikaturen, Aquarelle, Zeichnungen oder Scherenschnitte anfertigen, erfreuen sich einer hohen Beliebtheit unter den Touristen.
Auf den Straßen von Montmartre
Steigst du die langen Treppen des Montmartre-Hügels herunter und kämpfst dich durch den nahe gelegenen Place du Tertre durch, dann landest du in den engen Gässchen aus Kopfsteinpflaster und an den romantischen und geheimnisvollen Winkeln dieses großartigen Stadtviertels. Zauberhafte kleine Cafés, alte Geschäfte mit Krimskrams, Second-Hand-Läden und Designer-Ateliers erlauben dir einen Blick auf die Pariser Bohème der vergangenen Zeit, die von einer eingeschworenen lokalen Künstlergemeinde gelebt wird. Und wer Wein mag, kann einen Schluck direkt vor Ort riskieren. Auf versteckten kleinen Weinbergen mit rund 1550m² Fläche und 27 verschiedenen Rebsorten wird der eigene Wein angebaut, ein eher säuerlicher als edler Tropfen, aber einer mit tieferem Sinn: Jedes Jahr im Oktober findet in Montmartre das traditionelle Weinfest statt, bei dem der Wein zugunsten sozialer Zwecke und lokaler Initiativen versteigert wird.
Auf der Schaubühne der Welt
Wer den Montmartre nicht mit Pablo Picasso oder dem verruchtem Kabarett „Moulin Rouge“ assoziiert, wird ihn sicherlich aus dem französischen Film "Die fabelhafte Welt der Amelie" kennen. Die Geschichte von Amélie Poulan ist einer dieser Filme, die bestimmte Ecken und Winkel plötzlich auf die Spitze der beliebtesten Touristenziele katapultieren. Ähnlich wie der Julia-Roberts-Streifen „Notting Hill“, der das gleichnamige Londoner Stadtviertel ins Weltbewusstsein rückte.
Der 2001 erschienene Film mit Audrey Tatou spielt an vielen Schauplätzen in Montmartre, die tatsächlich, teilweise immer noch existieren, wie etwa das mittlerweile sehr berühmte „Café des deux Moulins“ in der Rue Lepic 15 oder die Einkaufsläden in der Rue Ravignan.
Das Pariser Kunstviertel lockt nicht nur mit der weltberühmten Basilika Sacré-Cœur und den wunderschönen Museen – dem Montmartre und dem Dali Museum – unzählige Touristen. Der wahre Geist von Montmartre steckt in den vielen kleinen, verwinkelten, engen Gassen des 18. Arrondissements. Wo das Erbe der großen Meister von den modernen Bohémiens gelebt wird und wo die Lebensfreude und die Kunst des Genießens in den schönen Restaurants und alten Cafés noch deutlich zu spüren ist.
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