Karneval in Europa: Die größten Feiern, Sitten und Bräuche
Die Wurzeln des Karnevals führen uns Jahrhunderte zurück und liegen im germanischen, römischen und christlichen Brauchtum. Gefeiert wird die „fünfte Jahreszeit“ weltweit. Auch der Karneval in Europa wird ausgelassen gefeiert. Ob wir diese närrische Zeit Karneval, Fastnacht oder Fasching nennen, ist regional verschieden. Wie die Europäer den Karneval feiern und wo die größten Feiern stattfinden, haben wir für dich zusammengefasst:
Deutschland: Krawatte ab an Weiberfastnacht
Bereits am 11.11. um 11:11 Uhr und 11 Sekunden, ist es in Deutschland soweit: Die sogenannte „fünfte Jahreszeit“, der Karneval, wird eingeläutet. Den Höhepunkt bildet aber das Wochenende vor Aschermittwoch, der rund sechs Wochen vor Ostern stattfindet. Von Donnerstag bis Dienstag geht es beim Straßenkarneval in den deutschen Hochburgen, insbesondere in der Gegend am Rhein, richtig rund. Bunte Umzüge mit geschmückten Wagen, Musiktruppen, Fußgruppen und verkleideten Menschen ziehen durch die Straßen und feiern in ausgelassener Stimmung.
In Deutschland zählen vor allem Mainz, Köln und Düsseldorf zu den Hochburgen des Karnevals. Aber nicht nur hier, auch in vielen kleinen Städten gibt es Karnevals-, Faschings- und Fastnachtsvereine, die Paraden organisieren. In Köln rufen die Teilnehmer "Alaaf", in Düsseldorf "Helau". In allen rheinischen Karnevalshochburgen werden die begehrten "Kamelle" (Bonbons) gesammelt. Mehrere hundert Tonnen Süßigkeiten werden hier am Rosenmontag unters Narrenvolk geworfen.
Eine weitere Besonderheit ist die Weiberfastnacht: Am Abend des Karnevals-Donnerstag gehören die Städte den Frauen: Damen „überfallen“ die Männer und schneiden ihnen ihre Krawatten ab – ob sie wollen oder nicht.
Österreich: Kein Karneval ohne Faschingskrapfen
In Österreich wird der Karneval auch Fasching genannt. Wie in Deutschland, beginnt auch hier die „Narrenzeit“ schon im November. Die großen Feste und Umzüge finden wie bei den deutschen Nachbarn, etwa sechs Wochen vor Ostern, also im Februar oder Anfang März, statt.
In Österreich darf bei keinem Faschingsfest der Faschingskrapfen fehlen, eine mit Konfitüre gefüllte Süßspeise. Die Verkleidungen sind bunt und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Umzüge finden meist am Sonntag oder am Faschingsdienstag, also dem Dienstag vor Aschermittwoch, statt. Die bekannteste Karnevalshochburg in Österreich ist aber nicht Wien, sondern Villach in Kärnten. Hier hat der Fasching große Tradition und wird groß gefeiert.
Spanien feiert Europas größtes Karnevalsfest
Die Spanier feiern mit großer Leidenschaft die bunte, fünfte Jahreszeit. Karneval wird hier als "Carnaval" bezeichnet. In Spanien feiert jede Region ihren eigenen Karneval. Bekannt ist in Spanien auch die Weiberfastnacht als "Jueves Lardero". Aschermittwoch wird in Spanien "Miércoles de Ceniza" genannt.
Berühmt ist der "Carnaval de Las Palmas de Gran Canaria" oder auch der "Carnaval de Santa Cruz de Tenerife". Denn das größte Karnevalsfest Europas, findet auf Teneriffa statt. Ähnlich wie in Deutschland wird auch hier auf den Straßen gefeiert. Die närrischen Tage beginnen in Teneriffa Mitte Februar mit der Vorstellung aller Kandidatinnen für die Wahl der Karnevalskönigin. Ein weiterer Höhepunkt ist der Wettlauf von Travestiekünstlern Mitte März in Puerto de la Cruz: die Herren absolvieren dann auf zehn Zentimeter hohen Absätzen einen Parcours. Den krönenden Abschluss bildet ein großer Umzug zwei Tage nach dem Wettlauf, am 13. März.
In der andalusischen Stadt Cádiz wird erst am Sonntag nach Aschermittwoch richtig aufgedreht. Flamencotänzer, Sambagirls und afrikanische Rhythmusbands rollen auf Festwagen durch die Innenstadt. Es wird getanzt und gesungen. Abends zieht die „Cabalgata del humor“ durch die Straßen und zum Essen gibt es eine stachlige Spezialität, und zwar Seeigel. Hier geht es zur Tourismusseite von Cádiz.
Frankreich ruft zur Blütenschlacht
In Frankreich wird Karneval in einigen französischen Großstädten wie Nizza und Dunkerque, aber auch in vielen Kleinstädten gefeiert. Der Karneval in Nizza ist ein wahrer Zuschauermagnet, der mehr als eine Million Menschen anlockt. Insgesamt werden rund zwanzig Tonnen Konfetti und mehr als 100.000 Blumen beim wichtigsten Karnevalsereignis an der Côte d'Azur gebraucht. Bei der berühmten Bataille des Fleurs (Blumenschlacht) werfen Blütenprinzessinnen Mimosen, Rosen und Narzissen in die Menge. Ab dem 18. Februar kreisen bizarre Pappkarton-Köpfe, bunte Blumenkorso, Musikgruppen und Straßenkünstler mehrmals in der Woche um die Place Masséna in Nizza.
Im Norden Frankreichs findet in Dunkerque die Fischer-Fastnacht statt. Von Mitte Januar bis Anfang März wird hier ausgelassen gefeiert. An jedem Wochenende gehen mehrere Faschingsbälle über die Bühne, darüber hinaus schlängelt sich ein Umzug nach dem anderen durch die Hafenstadt.
Am Mardi Gras ("Fetter Dienstag"), der französischen Bezeichnung für Faschingsdienstag, enden diese Tage traditionell mit einem letzten großen Essen vor der Fastenzeit. Und so gibt es an Mardi Gras Crêpes und Krapfen im Überfluss. In Paris wird übrigens nicht so groß gefeiert. Hier ist es vor allem ein Fest für Kinder, die verkleidet in Schule und Kindergarten gehen.
Belgien: Karneval in Binche ist Weltkulturerbe
Gefeiert wird in Belgien am Anfang wie auch in der Mitte der Fastenzeit, die sechs Wochen vor Ostern beginnt. Rosenmontagsumzüge ziehen auch hier durch die Straßen, Karnevalsprinzen werden gewählt und auch der Karnevalsball darf nicht fehlen. Der Karneval von Binche – eine Gemeinde in Wallonien, etwa 60 Kilometer von Brüssel entfernt – wurde 2003 sogar von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Dem Brauch nach tanzen in Binche die „Gilles“, die Wachsmasken, Backen- und Kinnbart sowie grüne Nickelbrillen tragen, zu dumpfen Trommelwirbeln und verschenken an die Zuschauer Apfelsinen. Drei Tage lang hält der Karneval die Stadt in Atem und erreicht seinen Höhepunkt wie in Frankreich, am Mardi Gras.
In Malmedy wird ein viertägiges Volksfest, der Cwarmé, gefeiert. Auf der Seite von Belgien Tourismus Wallonie findest du das Programm und alles Wissenswerte zu dem Fest.
Aber auch in Ostbelgien wird der Karneval von Einheimischen und Gästen in bunten Kostümen gefeiert. So findet man auch in den deutschsprachigen Gemeinden Ostbelgiens den typisch rheinischen Karneval, samt Karnevalsprinzen, Karnevalsumzügen und Kappensitzungen. Als Karnevalshochburgen in Ostbelgien gelten im Norden der deutschsprachigen Gemeinschaft die Orte Kelmis, Raeren und Eupen, im Süden zählt St.Vith dazu.
Italien: Venezianische Masken und Engelsflug
Der "Carnevale di Venezia" zählt wohl zu den berühmtesten von allen Feiern rund um Karneval in Europa. Typisch für die Feierlichkeiten in der italienischen Lagunenstadt sind fantasievolle Kostüme, venezianische Masken und opulente Bälle in den Palazzi. Am 26. Februar wird der Karneval jedes Jahr mit einem Umzug eröffnet. Einen Tag später folgt der berühmte "Volo dell'angelo" (Engelsflug). Der Engel ist immer eine (zumindest regional) bekannte Persönlichkeit, die an einem Seil vom Campanile, dem Glockenturm am Markusplatz, zur Erde schwebt. An Karneval ist ganz Venedig auf den Beinen und zahlreiche Touristen schieben sich durch die Gassen.
Aber nicht nur in Venedig wird Karneval in Italien groß gefeiert. Der historische Karneval in Ivrea zum Beispiel, in der Region Piemont, hat seine Wurzeln im Mittelalter und ist durch die Orangenschlacht geprägt. Dabei werden Orangen als Wurfgeschosse verwendet, um den Kampf der Bevölkerung gegen den Adel zu symbolisieren.
In verschiedensten Gemeinden und Städten wird der Karneval in Italien mit Masken und Umzügen gefeiert. In der Hauptstadt Rom allerdings, wird das fest nicht so groß gefeiert. Man sieht viele kostümierte Kinder auf den Straßen und manche Pubs und Kneipen bieten besondere Angebote für kostümierte Gäste.
Irland feiert nicht
Obwohl die Iren sehr katholisch sind, feiern sie Karneval nicht. Im Blog „Irische Heimat“ findest du ein paar Erklärungsansätze, warum das so sein könnte. Groß gefeiert wird aber in dieser Jahreszeit trotzdem: der St. Patrick’s Day findet am 17. März statt. In unserem Beitrag liest du, wie der irische Feiertag begangen wird.
Großbritannien isst Pfannkuchen
Der Faschingsdienstag heißt in England „Shrove Tuesday“. Es ist wie überall der letzte Tag vor der Fastenzeit und deshalb gibt es die Tradition, dass an diesem Tag noch einmal richtig ungesund gegessen werden darf. Ganz traditionell gibt es dann Pfannkuchen. Aus diesem Grund wird dieser Tag auch Pancake Day genannt. Große Umzüge und Verkleiden sind in Großbritannien nicht üblich.
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