Essen gehen in Berlin: Kreuzbergs kulinarische Schätze
Berlin wartet auf hungrige Gäste mit unzähligen Bars, Kneipen und Restaurants – von gemeiner Curry Wurst über Fingerfood aus der Fusion Kitchen bis zu Gourmetlokalen ist in der deutschen Metropole alles in Hülle und Fülle vorhanden. Allen voran in Kreuzberg, dem wohl eklektischsten aller Berliner Stadtviertel, finden Besucher und Einwohner gleichermaßen einige kulinarische Schätze. Auf der Suche nach leckeren Gerichten und spannenden gastronomischen Highlights habe ich drei ganz unterschiedliche Ziele aufgesucht:
- spanische Tapas in der "Bar Raval"
- italienische Pizzeria "Il Casolare"
- "Markthalle Neun" mit deutschen und internationalen Spezialitäten
Bar Raval: Zu Gast bei Daniel Brühl
Im Kreuzberger Wrangelkiez, direkt an dem berühmt-berüchtigten Görlitzer Park liegt die Bar Raval. Auch wenn Daniel Brühl zu den Geschäftsführern gehört, wird man ihn hier nur sporadisch zu Gesicht bekommen. Ein Besuch lohnt sich aber trotzdem: Das nach einem Stadtteil Barcelonas und zu Ehren von Daniels zweiter Heimat benannte Lokal bietet moderne spanische Küche und eine ungezwungene Atmosphäre ohne Etepetete. Auf der Speisekarte finden sich köstlich-kreative Gerichte, die gekonnt zwischen beliebten Klassikern und raffinierten Leckereien lavieren. Mainstream-Tapas wie Patatas Bravas, Pimientos del padrón oder Tortilla fehlen zwar nicht, doch im Allgemeinen meidet „Bar Raval“ die bekannten kulinarischen Klischees. Leckere Nettigkeiten wie ein Tomaten-Avocado-Champignon-Tatar, ein Auberginen-Tempura mit Honig oder Gazpacho-Variationen stehen im Vordergrund. „Wir wollten eine moderne, qualitativ hochwertige Küche anbieten, keine Folklore mit Flamenco und Serrano-Schinken an der Decke“, sagt Atilano González, einer der Geschäftsführer. „Das Restaurant soll vor allem authentisch sein. Es geht ums Essen und Trinken, nicht um Urlaubsgefühle“. So lenkt die schlichte Einrichtung nicht vom Wesentlichen ab, das Ambiente ist spanisch angehaucht, ohne gekünstelt zu wirken: An die katalanische Herkunft erinnern die Jugendstil-Zementfliesen und ein paar dezente Gegenstände wie alte Siphons oder Originalplakate aus den 60ern. Hinweise auf den berühmten Betreiber fehlen gänzlich. Bis auf einen: Neben der Theke hängt ein kleines Filmplakat, auf dem die Aufschrift „Goodbye Lenin“ händisch zu „Goodbye Brühl“ korrigiert wurde. Eine Erinnerung an einen der Kritiker, der – typisch Kreuzberg! – kein Promi-Restaurant im Kiez haben wollte. Doch eine Schickimicki-Attitüde hat die "Bar Raval" keinesfalls. Anders als "Gracia", die zweite Tapas-Bar von Daniel Brühl, die nach nur neun Monaten schließen musste, ist „Bar Raval“ zur festen Größe in Kreuzberg geworden. Und das verflixte siebte Jahr ist jetzt auch schon rum.
Il Casolare: Laut und lecker
Wer auf original italienische Pizza und Pasta steht, wird „Il Casolare“ lieben. Das attraktiv am Paul-Linke-Ufer gelegene Lokal ist sicherlich keine Schönheit – punkig bis nachlässig eingerichtet, mit viel Gekritzel an den Wänden und der typisch italienischen Hektik punktet „Il Casolare“ eindeutig mit seiner authentischen und nicht unkreativen Küche. Die enorme Auswahl an schmackhaften, dünnbödigen Pizzen und schönen Pasta-Varianten entschädigt für die nicht ganz so zimperliche Bedienung. Es geht hier laut zu – weniger wegen der lautstarken Kellner und viel mehr wegen der unzähligen Gäste, die bei „Il Casolare“ tagtäglich Platz finden. Die beliebten deutschen Klassiker wie Pizza Hawaii fehlen auf der Karte. Diese wird statt dessen mit großartigen Alternativen aufgewertet: So bietet Pizza "Patatona" Kartoffelscheiben mit Rosmarin, die "Oncredibile" hat Champignons, pikante Salami, Bündnerfleisch, Parmesansplitter und Walnüsse als Belag und die "4 Formaggi"
überrascht mit Mozzarella, Gorgonzola, Asiago und Mascarpone. Der Hauswein ist trinkbar und die Atmosphäre gelöst. Nicht elegant, aber äußerst lecker.
Markthalle Neun: Vielfalt auf die Hand
Wer die kulinarische Vielfalt Berlins an einem Ort, ohne viel zu laufen kennenlernen möchte, sollte unbedingt die "Markthalle Neun" besuchen. Das kreative Lebensmittel-Zentrum unweit des Görlitzer Bahnhofs bietet Produkte für den täglichen Bedarf, sowohl **aus der Region **als auch originelle Spezialitäten aus aller Welt. Kleine, kreative Stände, sympathisches Gewusel und einfache, aber großartige Küche machen den Street-Food-Markt zu einem einzigartigen Ort nicht nur in Kreuzberg, sondern in ganz Berlin. Hier ist „Anders essen“ und „Anders einkaufen“ Programm: Die Ideengeber und die Erzeuger gleichermaßen haben sich dem respektvollen Umgang mit Mensch, Tier und Umwelt verschrieben, setzen auf lokale Wertschöpfung und gnadenlose Transparenz. Den interessierten Besucher erwartet hier kein Sternerestaurant und keine kulinarische Raffinesse, dafür aber eine ehrliche, saisonal betonte Küche und der direkte Kontakt zu den engagierten Machern. Die 1891 eröffnete Halle ist eine der drei letzten erhaltenen von ehemals 14 historischen Markthallen Berlins und ein Treffpunkt für alle, die echtes Handwerk schätzen. Ob "Grinbox" mit traditionellen griechischen Produkten, "Schaufenster Uckermark" mit Milch-, Wurst- und Saftspezialitäten oder "Tartufo del re" mit Trüffel-Highlights – in der "Markthalle Neun" ist kein Platz für gastronomische Langeweile. Ab März wird hier auch die "Bar Raval" mit einem kleinen Stand einziehen.
Berlins kulinarische Szene lässt keine Wünsche offen und stellt gleichermaßen den edlen Restaurant-Gänger wie den schlichten Imbiss-Fan zufrieden. Eins bleibt den Gästen meist gemeinsam: Sie suchen nach ihren Lieblings-Leckerbissen meist im eigenen Kiez. Denn Auswärtsessen muss doch auch etwas Heimisches haben.