Der deutsche Führerschein hat im Vergleich zu anderen europäischen Versionen einen entscheidenden Vorteil. Einmal bestanden, muss man ihn zwar alle 15 Jahre updaten und neu ausstellen lassen. Dabei geht es vorrangig um eine Aktualisierung der persönlichen Daten, u.a. des Fotos. Ansonsten ist der deutsche Führerschein lebenslang gültig – vorausgesetzt, man verliert ihn nicht durch entsprechendes, wiederholtes Fehlverhalten im Straßenverkehr. Und während alle in der EU ausgestellten Führerscheine in jedem EU-Land grundsätzlich gültig sind, muss der Führerschein dort oftmals regelmäßig erneuert werden. Und das einschließlich Gesundheitsprüfung und Fahrtauglichkeit. Etwa in Spanien. Darum muss man seinen deutschen Führerschein in Spanien umschreiben lassen.
Warum muss man den deutschen Führerschein in Spanien umschreiben?
Die Antwort ist einfach. Zwar ist die grundsätzliche Gültigkeit aufgrund gleicher Ansprüche an die Führerscheininhaber/innen innerhalb der EU gewährleistet. Aber die nationalen Regelungen haben immer noch Vorrang. Den deutschen Führerschein muss man in Spanien deshalb umschreiben lassen, damit deutsche Staatsbürger in Spanien gegenüber Einheimischen nicht bevorteilt sind.
Seit wann muss man den deutschen Führerschein in Spanien umschreiben lassen?
Seit 19. Januar 2013 ist in Deutschland das neue Gesetz in Kraft getreten, wonach man den deutschen Führerschein alle 15 Jahre updaten lassen muss. Alle deutschen Führerscheine, die vor diesem Datum ausgestellt wurden, müssen deshalb im EU-Ausland umgeschrieben werden.
Wann muss wer seinen deutschen Führerschein in Spanien umschreiben?
Wer seinen Wohnsitz in Spanien anmeldet, muss spätestens nach 2 Jahren Aufenthalt dort seinen Führerschein umschreiben lassen.
Wer seinen Führerschein nach dem Stichtag 19. Januar 2013 gemacht hat, muss seinen Führerschein erst nach Ablauf der deutschen Befristung von 15 Jahren in Spanien registrieren lassen.
Was passiert, wenn man das nicht tut?
Urlaub in Spanien? Kein Problem. In Spanien ansässig ohne Wohnsitz? Auch kein Problem. Sobald aber der Wohnsitz offiziell nach Spanien verlegt wurde, was etwa in Sachen Krankenversicherung mitunter vorteilhaft sein kann, muss der deutsche Führerschein in Spanien registriert werden. Wer dem nach der jeweils gültigen Frist (s.o.) nicht nachkommt und beim Autofahren kontrolliert wird, riskiert eine Geldstrafe von 200 €.
Wie oft muss der spanische Führerschein erneuert werden?
Bis zum 65. Lebensjahr muss man alle 10 Jahre einen neuen Tauglichkeitstest inklusive Sehtest machen. Ab dem 65. Lebensjahr verkürzt sich dieser Zyklus auf 5 Jahre. Diese Regelung bezieht sich auf Führerscheine für Motorrad und Auto. Für LKW-Führerscheine weichen die Kontrollzyklen ab.
Wie läuft das ganze ab?
Um seinen deutschen Führerschein in Spanien umschreiben zu lassen, hat man zwei Möglichkeiten:
Man wendet sich ein von der örtlichen spanischen Führerscheinstelle anerkannte medizinische Einrichtung und lässt sich dort ein informe de aptitud psicofísico (kurz: psicotécnico) ausstellen. Hier wird die Fahrtauglichkeit einschließlich der Sehkraft überprüft. Wer den Test besteht, bekommt ein entsprechendes Dokument ausgestellt. Die Ausstellung des Dokuments geht mit der Registrierung im spanischen Verkehrszentralregister einher. Führt man dieses Dokument jederzeit mit sich, kann man seinen deutschen Führerschein behalten. Die Aktualisierung alle 10 Jahre gilt auch bei dieser Methode.
Man kann sich auch direkt einen spanischen Führerschein ausstellen lassen, den deutschen also sozusagen eintauschen. Dafür muss man sich an die Direción General de Tráfico, also ans Straßenverkehrsamt werden. Dort wird dann ein spanischer Führerschein ausgestellt, auf dem sowohl das deutsche, als auch das spanische Ablaufdatum vermerkt werden. Das hat den Vorteil, dass man mit dem spanischen Führerschein nach einer Rückkehr nach Deutschland entsprechend wieder länger (bei Führerscheinen ab 01/2013) bis unbegrenzt (bei Fahrerlaubnis vor 01/2013) fahren kann. Im zweiten Fall also, potentiell ohne ihn in Deutschland wieder neu ausstellen zu lassen. Lässt man sich eine spanische Fahrerlaubnis ausstellen, entfällt der Gesundheitscheck und muss erst 10 Jahre nach der Erstausstellung durchgeführt werden.
Um den deutschen Führerschein in Spanien umschreiben zu lassen, benötigt man einen Antrag der Jefatura de Tráfico. Den kann man auf der Seite der nationalen Verkehrsbehörde (hier) herunterladen. Diesen muss man ausgefüllt zum zuständigen Straßenverkehrsamt mitbringen. Außerdem einen gültigen Ausweis oder Pass, den Mietvertrag und die Wohnsitznachweise (Residencia und Empadronamiento), eventuell wird auch eine Telefon- oder Stromrechnung auf den eigenen Namen verlangt. Natürlich muss man den bisherigen Führerschein (Original und Kopie) mitbringen, sowie ein biometrisches Passfoto. Beim Straßenverkehrsamt vor Ort muss man außerdem Erklärungen unterzeichnen, wonach a.) im Herkunftsland keine Verfahren aufgrund von Verkehrsverstößen anhängig sind und b.) man nicht im Besitz eines Führerscheins ist, der in einem anderen Land ausgestellt wurde. Eventuell werden zusätzlich oder alternativ zu diesen Erklärungen Auszüge aus dem deutschen Verkehrsregister bzw. Fahrerlaubnisregister gefordert. Diese Dokumente muss man natürlich übersetzen lassen, was in Spanien beim Konsulat gegen eine Gebühr von 25 € erledigt werden kann.
Übrigens: Auch in Spanien gibt’s ein „Flensburg“
Sobald entweder per medizinischem Nachweis für den deutschen oder per Ersatz durch einen spanischen Führerschein die Registrierung in Spanien erfolgt ist, verfügt man dort über ein Punktekonto ähnlich dem deutschen Pendant in Flensburg. Als Fahranfänger mit einer Fahrpraxis von bis zu 3 Jahren, erhält man 8 Pluspunkte. Als erfahrener Fahrer 12 bis 15 Pluspunkte. Bei jedem Verstoß gegen die Verkehrsordnung werden Punkte abgezogen. Sind alle Punkte aufgebraucht, ziehen die spanischen Behörden den Führerschein ein. Ob deutschen oder spanischen ist dabei dann tatsächlich irrelevant.