Alles was du über das Referendum in Katalonien wissen solltest

Die meisten Spanier machen sich momentan über die Unsicherheiten in Katalonien Sorgen (7.5 Millionen Menschen, 16% des Bevölkerungsanteils in Spanien). Momentan ist die Dali-Region überflutet von rechtlichen Problemstellungen und starken Emotionen, die stündlich neue unbeantwortete Fragestellungen an die Oberfläche rücken.

Dementsprechend, entwickeln sich die Ereignisse mit rasender Geschwindigkeit. Und da wir uns in einer Brinkmanship-Situation befinden, in der jede Partei bereit ist, an die Ultima-Ratio zu gehen um den anderen zum Nachgeben zu bewegen, kann sich die Sachlage in nur wenigen Stunden drastisch ändern…
Die momentane Lage, lässt sich mit einer traurigen Scheidung vergleichen, bei der beide Partner noch starke Gefühle füreinander haben und sehr viel Dialog benötigt.
Nachdem dieser Hintergrund erwähnt wurde, sind es vor allem die folgenden Punkte, die dir einen umfangenden Überblick, über die Katalonische Krise geben:

Wird Katalonien unabhängig?

Der regionale Präsident von Katalonien, Carles Puigdemont, besteht darauf, dass er die Unabhängigkeit Kataloniens nach der „Ja“-Abstimmung von letztem Sonntag, dem 1.Oktober, mit mehr als 90% Befürwortern des kontroversen Referendums, erklären kann. Auch wenn sich die Abstimmung unter sehr fragwürdigen Umständen abgespielt hatte und sogar als illegal von der spanischen Regierung eingestuft wurde. Genau 37% der Erhebung hat für „Ja“ gestimmt. Carles Puigdemont hatte bereits bekannt gegeben, dass das Katalonische Parlament nach einem weiteren Treffen bereit wäre die Unabhängigkeit zu erklären.

Möchten alle Katalonier Unabhängigkeit?

Nein. Das Zugehörigkeitsgefühl war historisch immer groß. Die Katalonier sind extrem stolz auf ihre Herkunft mit kulturellen, historischen und sprachlichen Unterschieden zu den anderen Teilen Spaniens. Trotzdem sind viele Menschen aus Katalonien zweigeteilt und fühlen sich als Katalonier und Spanier. Tatsächlich, sagte die letzte Studie, vor dem Wahlereignis des letzten Wochenendes, dass nur 41% die Unabhängigkeit von Spanien wollen.

Wie wird die Abstimmung den Alltag der Ausländer in Spanien beeinflussen?

Zunächst wird die Abstimmung vor allem optisch, durch die Wegnahme von spanischen Flaggen an Rathäusern, Denkmälern und offiziellen Gebäuden bemerkbar sein. Das gute Wetter, die schönen Strände und der Charme Barcelonas werden natürlich auch weiterhin bestehen bleiben. Allerdings sollte man sich, in Zeiten politischer Krisen, bewusst sein, dass viele Demonstrationen an öffentlichen Schauplätzen stattfinden können. Wenn man den spanischen Finanzminister nach seiner Meinung fragt, wird Katalonien nach einer potentiellen Unabhängigkeit und einem dadurch entstehenden unmittelbaren Austritt aus der EU, einen Einschlag des BIP von mindestens 25% hinnehmen müssen.

Wie würde das Referendum einen britischen Expat beeinflussen?

Der Euro hat diese Woche eine bescheidene Minderung von 2% hingenommen. Falls die Sachlage keine drastische Änderung erfährt, sollte die Währung stabil, im Vergleich zu Dollar und Pfund bleiben (im Gegensatz zur UK macht Spanien letztendlich nur einen geringen Teil des Euros aus). Wenn die Krise weitergeht, könnte das Pfund, nach den Verlusten durch den Brexit, sogar wieder etwas an Wert zurückgewinnen. Trotzdem, es gibt auch viele Stimmen, die vor einem Domino Effekt warnen und durch das Beispiel Kataloniens schottische Nationalisten sowie andere Separatistenbewegungen stärken und mehr Unsicherheiten generieren könnten.

Wie würde das Referendum eine französische Expat beeinflussen?

Präsident Emmanuel Macron zeigt sich gegenüber dem spanischen Regierungsoberhaupt loyal. Außerdem, wird die EU Katalonien aus der Europäischen Union und dem Euro ausschließen. Betreffend der Grenzen, bleiben viele Fragen ungeklärt, da Katalonien nicht über genügend Kräfte verfügt um seine eigenen Grenzen abzusichern. Nichts desto trotz, Katalonien ist Spaniens Haupttourismusregion. Über 8.6 Millionen Touristen konnte die Region bereits während der ersten Hälfte des Jahres zählen. Der Tourismussektor trägt zu 20% des katalonischen BIP bei und die regionale Regierung hat Pläne den Beitrag auf 25% während der nächsten drei Jahre zu erhöhen.

Wie wird das Referendum einen deutschen Expat beeinflussen?

Kanzlerin Merkel war während der gesamten Zeit eine beständige Befürworterin von Premier Rajoy und seinen Bemühungen die spanische Konstitution und Gesetzgebung aufrecht zu erhalten. Wie bereits erwähnt, haben Katalonier kein Problem mit Ausländern, ihre Probleme beziehen sich ausschließlich auf die spanische Regierung und die Art wie dieses¡ mit den Bedürfnissen der Sezessionsbewegung umgeht. Betreffend Krediten, hat Spanien bekannt gegeben, allen Zahlungen von Kreditgebern der Katalanischen Administration nachzukommen. allen Zahlungen von Kreditgebern der Katalanischen Administration nachzukommen

Betreffend Arbeitslosenquote, hat Katalonien eine niedriger Rate, als andere Regionen Spaniens. Momentan liegt diese bei 13.2%. Laut des spanischen Finanzministers würde sich diese Quote allerdings verdoppeln, sobald Katalonien seine Unabhängigkeit durchsetzen würde.

Kann Katalonien alleine überleben?

Auch wenn die Unabhängigkeitsanhänger sich zuversichtlich zeigen, ist die Entwicklung der ökonomischen Lage schwer einzuschätzen. Was relativ sicher mit einer Unabhängigkeit eintreten würde, ist dass sich die Abstimmung kurzfristig, in einem niedrigeren Lebensstandard auswirken würde. Viele Finanzexperten erkennen an, das Katalonien mit einem BIP von 215 Milliarden Euro, die stärkste von Spaniens autonomen Regionen und sogar stärker als Griechenland ist. Allerdings ist es gleichzeitig wahr, dass viele der Exportgüter von Spanien zugeliefert werden und es denkbar wäre das Spanien nach einer Unabhängigkeit, die Auslieferung an Katalonien boykottieren könnte. Außerdem ist Katalonien gleichzeitig die drittgrößte verschuldete autonome Region Spaniens. Die Schuldenhöhe liegt ca. bei 35.4% des katalonischen BIP.

Wird Katalonien von anderen Ländern anerkannt werden?

Eine der kompliziertesten Fragen, sobald eine Region eines Landes als unabhängig deklariert wird, betrifft die internationale Anerkennung. Gemäß EU Recht würde Katalonien, automatisch die europäische Union verlassen. Demnach, würde kein Land der EU Katalonien als unabhängiges Land anerkennen. Tatsächlich benötigt der Wiederbeitritt in die EU eine einstimmige Abstimmung, die Spanien niemals zulassen würde. Viele Länder und internationale Organisationen haben den Hergang und die Machtanwendung der Abstimmung am Sonntag kritisiert. Allerdings bedeutet dies nicht gleichzeitig, dass diese die katalonische Regierung voll unterstützen.

Während den letzten Jahren konnten wir die Schwierigkeiten des Kosovo um den Kampf für internationale Anerkennung beobachten, Abchasien und Georgien sind nur von wenigen Ländern anerkannt. Die einzigen Staatsoberhäupter die momentan gewillt sind, Katalonien anzuerkennen sind der venezuelische Präsident Nicolás Maduro, UKIP europäische MEP Nigel Farage oder der Wikileaks Gründer Julian Assange.

Wird Mariano Rajoy den Artikel 155 in Anspruch nehmen, um den Unabhängigkeitsprozess aufzuhalten?

Die spanische Regierung wird die Deklaration Kataloniens für die Unabhängigkeit nicht anerkennen. Rajoy kann den Artikel 155 der spanischen Konstitution und die Führung der regionalen Regierung in Anspruch nehmen. Zusammenfassend, erlaubt die Gesetzgebung der Regierung die Übernahme der autonomen Region, wenn diese die Pflichten der zentralen Regierung nicht erfüllt. Viele einflussreiche Stimmen, haben Rajoy bereits gefragt, den Artikel in Anspruch zu nehmen, aber er zeigt sich bis jetzt zurückhaltend und vermeidet diese Entscheidung. Nicht verwunderlich, da die Durchsetzung des Artikels einen Wendepunkt und eine Eskalation der Krise bedeuten könnte.

Auch wenn die Sachlage momentan sehr ungewiss und zerklüftet wirkt, glauben wir an eine friedfertige Lösung für den Konflikt. Katalonier sind bekannt für ihre pragmatische aber auch großzügige Lebensart und wie wir alle wissen, finden sich auch viele Paare nach der Androhung einer Scheidung wieder zusammen.